Geschichten aus Madau
Eine der ersten urkundlichen Erwähnungen von Madau
lässt sich bis ins Jahr 1500 zurückverfolgen. Damals schrieb Kaiser Maximilian I. folgende Sätze über das Schmuckstück der Lechtaler Alpen
in sein Gjaidbuch [Jagdbuch]:
» Dasselb pirg Madawn [Madau] ligt über Zamer-pirg und stösst abentshalben an Gembsgjaid Griestal [Grießltal].
Da find man auch stainpöckh [Steinböcke] und wol gembsen [Gemsen]. Und daselb wild hetzt man am Seekogl [Seekogel].
Daz ist auch ein guts lustigs gembs- und stainwildgjaid für ein Landesfürsten.
Daz gjaid muess man im Lechtal vor dem dorf Sälbiginalb [Elbigenalp] aus bejagen und und zu herberg sein. «
Madau: Das einsame Bergdorf in der milden Abendsonne
Die ursprüngliche Besiedelung von Madau
erfolgte ca. 200 Jahre später nicht etwa aus dem nur etwa 8 km entfernten Lechtal sondern aus dem weit entfernten Zams im Inntal,
zu welchem Madau auch heute noch offiziell gehört. Erst seit 1966 führt ein schmaler und teilweise recht steiler (bis zu 22% Steigung), ungesicherter Fahrweg
(für den normalen Verkehr gesperrt!) aus der im Lechtal gelegenen Gemeinde Bach nach Madau.
Damals jedoch musste die Bevölkerung von Madau alle Güter und auch die Toten
beschwerlich durch das steile Röttal empor zum 2.500m hohen Leiterjöchel und Inntal-seitig durch das lange Zammer Loch wieder hinunter transportieren,
was unter normalen Bedingungen einer Gehzeit von ca. 9 Stunden entspricht.
Madau: Panorama Richtung Seekogel, dem Hausberg der Memminger Hütte
1735 wurde Madau sogar eine eigene Pfarrei, wovon auch heute noch die kleine Kapelle am Ortsschild zeugt.
Erst 1786 wurde auch der Talort Bach im Lechtal eine Pfarrei womit unschwer zu erkennen ist, daß die Besiedelung des Lechtals aus dem Inntal über die Seitentäler geschah.
Heute gibt es außer einigen für Sommerfrischler ausgebauten Heu- und Jagd-Hütten nur noch das 'Berggasthaus Hermine' in Madau.
Die Geierwally
Die Tiroler Porträt- und Blumenmalerin Anna Stainer-Knittel, geboren am 28. Juli 1841 in Elbigenalp im Lechtal, ist die wahre
Geierwally und war emanzipierter, als ihre literarische Figur. Die Tochter eines Büchsenmachers galt als sehr talentiert und überaus
selbstbewusst, was neben ihrem Abenteuer im Adlerhorst vor allem ihr Leben als eigenständige Künstlerin und Frau unterstreicht.
Anna hob in ihrer Jugend in der schroffen Saxerwand gleich über Madau einen Adlerhorst aus. Diese wahre Geschichte wurde später
durch den Film "Geierwally" weltberühmt.
´Adlerbild´ - Selbstporträt 1864: ´Geierwally´ Anna Knittel im Adlerhorst in der Saxerwand über Madau
» Als die Tochter ungefähr siebzehn Jahre alt war traf es sich eines Tages, dass der Vater an hoher Felsenwand ein Adlernest entdeckte,
aber es fand sich Niemand, der sich am Seile herunterlassen wollte, um es an der senkrechten Klippe auszunehmen. Im Gespräche mit dem
Mädchen ließ der alte Jäger nun die Äußerung fallen, wenn er wüsste, dass sie vor der Gefahr nicht zittern würde – „Nein“, rief sie aufspringend,
„Ich bin der Mann dazu!“ – und der Vater glaubte es, und das Wagnis gelang. «
(Ludwig Steub: Das Annele im Adlerhorst. In: Ludwig Steub: Kleinere Schriften. Bd. 3. Cotta Verlag, Stuttgart 1874, S. 125)
Madau: Blick auf die berühmte Saxerwand hoch über Madau
Ihr zu Ehren wurde der ´Anna-Stainer-Knittel-Gedenkweg´
initiiert, der als Rundweg mit 9 Stationen zwischen Madau und der Saxeralm in der Ursprünglichkeit und Unberührtheit
dieser farbenprächtigen Bergwelt angelegt wurde.
Das verschwundene Dorf
Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Bevölkerung von Madau 60
Einwohner, heute ist es nur noch einer.
Madau war einst eine stolze Bergsiedlung im Tiroler Außerfern.
Anfang des 19. Jahrhunderts jedoch verließen die Bewohner ihre
Höfe. Wenige Gebäude sind erhalten geblieben, und auch diese
werden nur während eines kurzen Almsommers belebt.
Eine Besonderheit von Madau ist seine politische Lage. Der Ort
wird durch hohe Bergkämme von seiner Heimatgemeinde Zams nahezu
abgeschnitten und wäre im topographischen Sinne eher dem
Gemeindegebiet von Bach im Außerfern zuzuordnen als dem
entfernten Zams bei Landeck.
Kaum bekannt sein dürfte Madau außerdem als jener Platz,
an dem Anna Stainer-Knittel einen Adlerhorst ausgenommen
und als "Geierwally" durch Buch und Film Berühmtheit erlangt hat.
Madau ist eine Welt hinter der Welt.
Abgeschirmt und versteckt.
In nächster Nähe zu Gnomen, Saligen Fräuleins und sonstigen
Berggeistern
Madau gegen die Saxerspitze, dazwischen die Saxerwand (1957)
Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, stößt - von Reutte im
Außerfern kommend - bei der Ortschaft Bach auf ein Seitental
des Lech-Flusses, das erst wieder nach einer sieben Kilometer
langen Schlucht nach Luft schnappt. Vom Inntal aus kann eine
Abkürzung über den Hahntennjoch-Paß genommen werden, der die
Bezirke Imst und Reutte verbindet.
Wie heißt es doch? Der Weg ist das Ziel. Das trifft in
unserem Falle zu, ganz bestimmt. Die landschaftliche Schönheit
des Hahntennjochs ist schwerlich zu überbieten, und der Lech
gehört mit seinem ungezähmten Verlauf zu einem der wenigen
natürlichen Flußläufe Tirols. Dort, wo das Gestein den
Alperschonbach freigibt und eine Passage völlig unmöglich
scheint, heißt es mitten durch.
Der schmale Weg von Bach im Lechtal nach Madau (1957)
Man stelle sich zunächst eine Schlucht vor und danach alles
um eine Idee schroffer, drückender, halt eben "gleimer",
wie der Tiroler sagt. Das Madautal ist von hemmungslosen Sturzbächen
durchzogen und birgt in der Untiefe ein reißendes Gewässer. Während
andere Talschaften sich bisweilen auf Gefälligkeiten einlassen,
ist hier nichts davon spürbar.
Es ist allgemein ratsam, einem Ziel, das eher die Zeit als den
Ort zum Inhalt hat, mit passendem Schuhwerk entgegenzugehen,
damit die innere der äußeren Hülle bedächtig folgen kann.
Für Leute, die mit Nasen, Ohren und Beinen sehen, tut sich
dergestalt eine eigene Welt auf.
Ein Kleinod, idyllisch eingebettet inmitten von Dreitausendern
Nach ausdauerndem Marsch weitet sich der Talschluß zu einem Kessel,
der sich in die liebevolle Umarmung des Seekogels schmiegt. Wir
sind am Ziel. Wir befinden uns in Madau, auf 1.308 Metern Seehöhe.
Madau ist Ausgangspunkt für Leute, die höher hinaus wollen,
für Extrembergsteiger ebenso wie für jene Besucher, die die
beschauliche Bergeinsamkeit auf Wanderwegen erleben möchten.
Spiehler-Weg, Augsburger Höhenweg und der Weg zur Memminger Hütte
sind gernbesuchte Routen. Von Madau aus ist eine Besteigung der
drei höchsten Gipfel der Lechtaler Alpen möglich:
der Freispitze, 2.887m, Wetterspitze, 2.898m, und der Königin
der Lechtaler Alpen, der Parseierspitze mit 3.038m.
Inmitten kurzgerupfter Grashalme ducken sich eine Kapelle, ein
alter Hof, ein Wirtshaus neueren Datums und einige als
Wochenendhäuser umfunktionierte "Städel" - jene Holzbauten also,
in denen früher Heu eingelagert wurde, um es bei Schneelage mit
den Schlitten ins Tal zu transportieren.
Madau mit Kapelle und Seekogel (1957)
Einem der Häuser, einem stattlichen Bauernhof aus dem 16.
Jahrhundert, wurde das Logieren der Sommerfrischler zum
Verhängnis. Das ganz in Holzbauweise errichtete Anwesen
brannte 1990 bis auf die Grundmauern nieder. Als Brandursache
gilt die unsachgemäße Lagerung von Holzasche. Verschont wurden
dagegen ein ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammender Hof,
der ein wenig unterhalb der Brandstätte liegt, sowie der
Berggasthof "Hermine", genannt nach seiner Erbauerin und
ehemaligen Wirtin.
Der ehemalige Betreiber, Klaus Frey, ist ein Neffe dieser
Fremdenverkehrspionierin. An Spitzentagen kehrten
im inzwischen geschlossenen Berggasthof rund 150
Gäste ein, und die 34 Gästebetten, wie auch das
Touristenlager, waren voll belegt.
Der Klaus Frey war außerdem einziger gezählter Bürger der Gemeinde
Zams in Madau. Die Gemeinde Zams wiederum gehört zum Bezirk
Landeck und ist von Madau durch ein mächtiges Bergmassiv getrennt.
Also ist Madau Zammer Hinterland - beinahe ein Niemandsland. Aber
gegen diese Apostrophierung hätten sowohl die Außerferner etwas
wie auch die Zammer.
Madau gehört nun einmal - bei allem Respekt vor seiner
topographischen Lage - nach Zams. Darauf weist nicht nur das
Ortsschild am Eingang des Weilers hin, sondern auch die
Hausnummern, die seltsamerweise alle Gebäude, auch die kleinsten
Heuschober, tragen. Davon läßt sich jedoch der wanderfreudige Gast
kaum beeindrucken, hofiert er doch weit mehr die Naturschönheiten
ringsum...
Die Zammer besitzen zudem die Weiderechte, während die
Grundbesitzer nordwestlich, in Bach, zu Hause sind. Die daraus
resultierenden Kontroversen wurden philosophisch bei einem
Krügel Bier in der "Hermine" ausgetragen, wenn Zammer Bauern
und Außerferner Grundbesitzer einträchtig beieinanderhocken
(die Getränkesteuer für jedes Krügel Bier floß jedoch in
die Gemeindekasse von Zams).
Madau Berggasthof Hermine (1957)
Dann war da noch Edgar Frey, der Vater von Klaus, dessen
Lebensgeschichte über Jahrzehnte mit Madau verknüpft war.
Der Senior half mit beim Entstehen der Gaststätte und zog
seither Jahr für Jahr in diesen abgeschiedenen Winkel.
Das Jahr beginnt hier mit Pfingsten und schließt Ende Oktober.
Winterurlauber gibt es keine, das wäre zu gefährlich wegen der
Lawinen, die talauswärts niederkommen.
Aber auch die Muren überfluten immer wieder den erst 1988
asphaltierten Weg zwischen Bach und Madau. Auf der
gegenüberliegenden Seite verbindet der sogenannte
"Höhenweg"
Madau mit dem Lechtal. Dieser ist, nach momentanem Stand,
brüchig und schlecht passierbar und daher nur für Geübte
zu empfehlen. Die "direkte" Verbindung nach Zams führt
indes auf dem Weitwanderweg E5 über die Memminger Hütte,
die Seescharte und das Zammerloch hinunter nach Zams. Und das
ist ein "Tageshatsch". Lohnend, aber beschwerlich. So
beschwerlich, daß sogar die Almkühe den Transport über
Reutte vorziehen.
Aufstieg und Niedergang einer Siedlung: "eine gar zu niedrige Seelenanzahl"
Vor vielen, vielen Jahren war alles ganz anders. Der Umstand der
Besitzverhältnisse, der heute noch manches Gemüt erhitzt, läßt
sich durch einen Blick in die Vergangenheit klären.
Die Siedlungsgeschichte weiß, daß Jöcher und Päße nicht trennend
wirkten, sondern verbindend. Die dazugehörige Biografie liefert
Dr. Heinz Moser in der alten Zammer Chronik, indem er schreibt:
"Im orographischen Einzugsgebiet des Lechs liegt Madau. Das Hochtal,
welches durch den Alperschonbach, der bei Bach in den Lech mündet,
entwässert wird, ist bereits seit dem 15. Jahrhundert urkundlich
bekannt. 1530 wird in einer Urkunde sogar der "Alperson"-Bach
erwähnt."
Ursprünglich war Madau sicherlich nur saisonweise
von Zams aus als Alm besiedelt. Daraus leitet sich auch der Name
"Madau" ab.
Diesem Weilernamen liegt in jedem Falle das vorrömische MUTT -
"Alpenbärenwurz", eine Pflanze, die von den Bauern als sehr gute
Weide geschätzt wird, zugrunde (nach einer Dissertation von
Annemarie Schmid). Im Gemeindearchiv von Zams scheint erstmals
1479 ein "Madau" auf.
Das Jagdbuch Kaiser Max´ I. verzeichnet 1500 ein "Madawn", und
89 Jahre später wird im Gemeindearchiv Zams wieder "Madau"
geschrieben.
Auf dem Almgebiet entwickelte sich bald eine
Dauersiedlung. Als erster Siedler wird ein gewisser Hans Lang
genannt. Nach dem Leopoldinischen Steuerkataster von 1627
umfaßte die Siedlung 2 Höfe und 1 Alm. Die Namen der Höfe
werden im Kataster mit "Mathighof", "Rethof" und "Alpe Sax"
angegeben.
´Alpe Sax´ über Madau mit Blick auf Seekogel, Seeköpfe & Parseier - Anna Knittel, Öl auf Leinwand, 1864
Bei der 1754 durchgeführten Volkszählung hatte der Ort bereits
22 Einwohner, und zwar 8 Männer und 14 Frauen. Durch die
verhältnismäßig günstige Altersstruktur der Bewohner war der
Fortbestand der Besiedlung und eine Zunahme der Bevölkerung
zu erwarten. Laut der erwähnten Volkszählung gehörten
3 Männer und 7 Frauen der Altersgruppe von 15-20 Jahren,
4 Männer und 5 Frauen der Altersgruppe von 20-40 Jahren, 1 Mann
der Altersgruppe von 40-50 Jahren und nur 2 Frauen der
Altersgruppe über 50 Jahre an.
Diese junge Bevölkerung Madaus war der Garant für eine
gute Entwicklung in der Zukunft. In einem Bericht des
Kreisamtes Imst von 1784 werden für Madau zirka 60 Einwohner
angegeben. Sogar an die Errichtung einer eigenen
Seelsorgestation war gedacht. Madau besaß damals bereits
die heute noch stehende Kapelle.
Im Gedächtnis seines von einer Schneelawine erdrückten
Söhnleins hatte im Jahre 1679 Oswald Singer die Kapelle zu
Ehren der Hl. Dreifaltigkeit erbaut. Über dem Eingang ist
eine hochrechteckige, gemalte Sonnenuhr mit römischen
Zahlen und die Inschrift "1629" zu sehen. Die Kapelle
trägt einen Glockenturm und eine kleine Glocke aus dem
17. Jahrhundert mahnend zur Einkehr und zur Buße.
Der Plan, einen eigenen Seelsorger für Madau zu gewinnen,
wurde vom Kreisamt Imst unterstützt mit der Begründung, es
sei "nicht zu zweifeln, daß sich alldort die Anzahl der Einwohner
in wenigen Jahren mindestens um die Hälfte vermehren würde,
wenn dieser Ort eine eigene Seelsorge erhalten sollte". Dieser
Antrag,der darauf abzielte, durch Schaffung einer
Seelsorgestation weitere Bewohner anzulocken, scheiterte
jedoch an der Bürokratie in Wien.
1785 traf folgendes Schreiben ein. "Es kann zwar der Gemeinde
Madaun bey der gar zu geringen und nur auf 60 Personen belaufenden
Seelen-Anzahl der angetragende Lokalkaplan nicht bewilligt werden,
jedoch ist derselben die Vertröstung zu geben, daß, wenn ihre Anzahl
sich vermehren würde, auf sie auch wegen Zugebung eines
Geistlichen der behörige Bedacht werde genommen werden."
Damit war der Plan eines weiteren Siedlungsausbaues in Madau
gescheitert.
Der Steuerkataster von Zams aus dem Jahre 1775 gibt uns folgende
Familienoberhäupter für Madau an: Figl Johann, Korber Anton,
Lang Anton, Meyer Josef, Schedler Josef, Shiffer Josef,
Schueller Johann Georg, Singer Christian, Strobl Johann Georg,
Wolf Peter und Wolf Christian Karl. Es lebten also damals
11 Familien in 7 Höfen in Madau.
Wenn man eine durchschnittliche Zahl von Familienangehörigen
von je 5-6 (Dienstboten eingerechnet) annimmt, so ergäbe das die
auch im Bericht von 1784 durch das Kreisamt Imst angegebene Zahl
zirka von 60 Einwohnern.
Madau konnte seine Bewohner jedoch nicht halten. Durch das
Scheitern der Errichtung einer Lokalkaplanei scheint den
Bewohnern der Anstoß gegeben worden zu sein, Madau wieder zu
verlassen. 1810 kam das Hochtal vom Gericht Landeck, dem es
bisher unterstellt war, zum Gericht Reutte. Wenige Jahrzehnte
später war die Dauersiedlung verschwunden und Madau wieder zur
Sommeralm geworden.
Die Geierwally "...nun griff ich mit der einen Hand nach dem jungen Adler"
Was die gewissenhafte Zammer Chronik verschweigt, ist eine
Begebenheit, die weitum bekannt wurde. Über Madau, in der
Saxerwand, war es, da 1858 Anna Knittel mit 17 Jahren einen
Adlerhorst ausgehoben hat und als "Geierwally" berühmt wurde.
Nicht etwa im Ötztal, wie Buch und Film glaubhaft zu machen
versuchen, sondern hier in Madau setzte die waghalsige
Tochter eines Jägers und Büchsenmachers aus Elbigenalp ihr Leben
aufs Spiel. "Ein Stoßgebetlein murmelnd und den Burschen wohl
empfehlend, mich ja recht fest zu halten, brach ich langsam
zwischen zwei mächtigen Lärchenbäumen durch ...", schrieb Anna
Knittel, "grausig kalt wehte der Wind vom Abgrund herauf ...
Bald sah ich mich von der überhängenden Felswand ganz entfernt
und frei in der Luft schweben.
Das Seil fing an, sich zu drehen, sodaß ich nunmehr mit dem
Gesicht willenlos der schrecklich schönen Aussicht zugekehrt
war." Anna Knittel, verheiratete Stainer, machte diese
Aufzeichnungen, nachdem sie fünf Jahre später das zweite Mal
in die Wand eingestiegen war und das lebensgefährliche Abenteuer
wiederholt erfolgreich bestanden hatte.
´Adlerbild´ - Selbstporträt 1864: ´Geierwally´ Anna Knittel im Adlerhorst in der Saxerwand über Madau
"... Endlich ein starker Ruck, und nun war der langersehnte
Augenblick gekommen. Ich hakte mich ein, zog mich hin und
trat in das Nest. Ich fand den Gesuchten und neben ihm ein
halbverzehrtes Lamm. Zuerst nun griff ich mit der einen Hand
nach dem jungen Adler, welcher sich schüchtern zu sträuben
anfing. Ich kniete nieder und liebkoste ihn. Behutsam holte
ich den Waidsack vom Rücken, legte zuerst das angefressene
Lamm hinein und deckte dann Reiser darauf, um meinem Pflegling
ein weiches Nest zu bereiten. Alsdann beförderte ich diesen
selbst hinein, knüpfte zu, ... lehnte mich an den zackigen Felsen,
sah in das prachtvolle Tal hinaus und staunte bewundernd diese
wilde Schönheit an! Gerade unter mir gähnte der Abgrund und das
wüste, zerissene Tal mit gebrochenen Baumstämmen und Steinblöcken."
Adler wurden im 19. Jahrhundert in Tirol allgemein gejagt,
da man um die Jungtiere in den Schafherden fürchtete, die
leichte Beute des hungernden Greifvogels hätten werden können.
Heute ist der Adler streng geschützt, und noch immer lassen
sich die prächtigen Tiere im Madautal beobachten.
Reiche Wildbestände machen das Tal zu einem Beliebten Jagdrevier.
Hochwild, wie Gemsen und Hirsche, aber auch Murmel und
Spielhähne sind häufig anzutreffen.
Zu Zeiten der "Geierwally" mußten die Jäger, wollten sie eine
Gams erlegen - es wurden damals nur Böcke erlegt, das Erlegen von
Geißen war verpönt - den langen Gang von Zams durch das
Zammerloch bis zum Jägerrücken oder Kühkarli auf sich nehmen.
Man kann sich vorstellen, wie beschwerlich der Weg vom Parseiertal
oder Röthtal mit einem 30 kg und mehr schweren Gamsbock über die
Seescharte oder das Leiterjöchl nach Zams war. Daß das Jagen zu
dieser Zeit nur besonders konditionsstarken Männern vorbehalten
war, liegt wohl auf der Hand. Ab 1932 wurde das Jagdgebiet um
Madau nicht mehr von Zams aus, sondern vom Lechtal aus bejagt.
Almsommer nach alter Übung
Wohl noch beschwerlicher war es in alter Zeit, das Vieh zur
"Sömmerung" den weiten Weg bis zu den Almen bei Madau zu
bringen. Der drei Tage währende Viehtrieb ging über zwei
Jöcher hinab ins Röthtal, welches am niedrigsten gelegen ist
und daher am frühesten eine grüne Weide aufwies.
Insgesamt umfaßt der sommerliche Weidegang, der von Juni
bis Mitte September dauert, sieben (!) Stationen, auch
"Läger" oder "Gampen" genannt. Oft nur wenige Tage, bis hin zu
vier Wochen, verweilen Vieh und Hirten an derselben Stelle,
dann bricht man auf zur nächsten Weide und zur nächsten Almhütte.
Das Vieh profitiert trotz der Anstrengungen von
dieser ungewöhnlichen Form der Alpung, wird "nudeldick" dabei
und findet stets frisches, saftiges Gras und schmackhafte
Bergblumen vor. Wanderalpen sind heute äußerst selten anzutreffen.
Aufgrund der besonderen Anforderungen an die Hirten ist kaum
jemand mehr bereit, die damit verbundenen Strapazen auf sich zu
nehmen.
In Madau werden auf Zammer Weidegebiet derzeit rund 100
Rinder, 20 Pferde und etwa 300 Schafe von einem Hirten und einem
Beihirten betreut. Daß es sich bei den "Rindviechern" um Galtvieh
(galt = trocken), ohne Milchleistung, handelt, versteht sich
unter diesen Umständen von selbst.
So akkurat seit jeher der Weidegang vorgeschrieben ist und
Verfehlungen wie Übertritte auf fremdes Gebiet geahndet wurden,
ebenso alt sind die Schneefluchtrechte, nach denen es gestattet
ist, bei Schneefall für kurze Zeit tiefergelegenes, auch fremdes
Eigentum aufzusuchen, d.h. zuweilen auch rund um die Höfe von
Madau zu lagern.
Altertümlich anmutend und aus dem Ringen jener Tage um jeden
nutzbaren Flecken Erde entstanden sein dürfte die Gemeinschaft
Alpinteressenten, die in Zams "Gedingstatt" heißt. Die Rechte
innerhalb der Gedingstatt entsprechen dem Verhältnis der Stückzahl
an Vieh, welches prozentuell unter vier Fraktionen - Zams,
Zammerberg, Schönwies und Landeck-Angedair - aufzuteilen ist.
Die Anzahl der Rinder ist seit Jahren einigermaßen konstant
geblieben, während bei den Schafen 1950 noch 1.000 Stück gezählt
wurden, in den 60ern eine starke Einbuße zu verzeichnen war, bis
schließlich 1973 überhaupt keine Schafe mehr aufgetrieben wurden.
Erst seit 1988 dürfen auch wieder Schafe - wie ehedem "nach alter
Übung" - hinter den Rindern herweiden.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg war das Almgebiet bei Madau
geteilt in die Schafalm auf den rechtsseitigen Hängen des
Parseiertales mit eigenem Schafhirten und in die Ochsenalm,
die dem Großvieh vorbehalten war. Die Saxalpe dagegen, in
unmittelbarer Nähe von Madau, wurde und wird - obwohl auf
Zammer Gemeindegebiet - stets von Bach aus "bestoßen".
Memminger Hütte vor den Seeköpfen (1956)
Der Viehtrieb von Zams nach Madau wurde bis ins Jahr 1957
durchgeführt. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tiere per Lastwagen
nach Bach transportiert und von dort aus nach Madau ins Röthtal
getrieben. Die Heimkehr erfolgt jedoch noch immer "auf vier Hufen"
über den Bergkamm bis nach Zams.
Ein einmaliges Zeitdokument ist jedoch vom Almauftrieb der
Haflingerpferde erhalten geblieben. Hermann Haueis aus Zams
hat innerhalb von 16 Jahren, von 1940 bis 1956, den Zug der
Haflinger von Zams bis Madau im Film festgehalten. Die
eindrucksvollen Bilder dokumentieren den überaus gefahr-
und mühevollen Marsch über die Jöcher bis zu den Weidegebieten
nach Madau. Noch vor dem Almauftrieb brachen die Burschen und
Männer des Dorfes auf, um die meterhohen Schneewächten, die
im Juni noch den Weg versperrten, abzutragen. Wo es nicht
anders ging, wurden Tunnels in den Schnee geschaufelt, um
ungefährdet passieren zu können. Um den 10. Juni herum war
es dann soweit. 20 Pferde und fast ebenso viele Begleiter
machten sich in der Nacht auf, um vor Sonnenaufgang über die
Schneefelder zu gelangen. Die Einbruchsgefahr wäre sonst zu
groß geworden. Die Strapazen waren ungeheuer.
Tier und Mensch quälten sich durch Schnee, Fels und
Geröllhalden, wo oft kaum ein Fußbreit Weg vorhanden war.
Und das bei jedem Wetter. Dramatisch, ja tödlich konnte ein
Nebeleinbruch verlaufen. Nur Leute, die in diesem Gelände mit
jedem Fußbreit vertraut waren, wurden auf dieses Unternehmen
mitgenommen. Es scheint heute noch wie ein Wunder, daß niemand
je dabei zu Schaden kam. 1956 nahmen die Haflinger von Zams
zum letzten Mal den Weg über die 2.500 Meter hohe Seescharte
nach Madau.
Etwas wie vorweggenommener Trennungsschmerz liegt im Bewußtsein
der Tatsache, daß die Tage des Almsommers in Madau gezählt sein
könnten. Es wird allgemein immer schwieriger, Hirten zu finden.
Wer aber findet Gefallen an einer Tätigkeit, die ihm das
Äußerste abverlangt, wenig Anerkennung bringt und noch weniger
Lohn - wie dies bei einer Wanderalpe der Fall ist!
Das Schicksal einer Alm ohne Vieh aber läßt sich unschwer an
dem westlich bei Madau einmündenden Alperschontal ablesen. Seit
Jahren sich selber überlassen, schießt eintöniger Blattwuchs
ins Kraut, und eine unangenehme Verbuschung breitet sich aus.
Das Tal "vergandet". Es entsteht die kummervolle Einsicht, daß
Bauernfleiß hier nichts mehr zählt. Daß der tiefgreifende Werte-
und Strukturwandel, der unsere Gesellschaft erfaßt hat,
eine Landschaft in Bedeutungslosigkeit versinken läßt!
Madau dessen ungeachtet bleibt. Eine Welt hinter der Welt.
Abgeschirmt und versteckt.
In nächster Nähe zu Gnomen, Saligen Fräuleins und sonstigen
Berggeistern.
Jeden Sommer wiedererweckt zu blühendem Leben.
Erschienen in "Tirol ... immer einen Urlaub wert", Jg./Nr. 42, Sommer 1993, S. 87-100.
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Heimatwerbung-Tirol, Innsbruck.
Text: Eva Lechner, geb. 1954 in Innsbruck, lebt als freie Journalistin in Rietz.
Adaption ´Berggasthaus Hermine´: Markus Scheibenpflug
Rechtliches
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Alpe Sax, Anna Stainer-Knittel, Image ID: P8F4A9:
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Sofern Sie in die Datenverarbeitung eingewilligt haben, verarbeiten wir Ihre personenbezogenen Daten auf Grundlage von Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO bzw. Art. 9 Abs. 2 lit. a DSGVO, sofern besondere Datenkategorien nach Art. 9 Abs. 1 DSGVO verarbeitet werden. Im Falle einer ausdrücklichen Einwilligung in die Übertragung personenbezogener Daten in Drittstaaten erfolgt die Datenverarbeitung außerdem auf Grundlage von Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO. Sofern Sie in die Speicherung von Cookies oder in den Zugriff auf Informationen in Ihr Endgerät (z. B. via Device-Fingerprinting) eingewilligt haben, erfolgt die Datenverarbeitung zusätzlich auf Grundlage von § 25 Abs. 1 TDDDG. Die Einwilligung ist jederzeit widerrufbar. Sind Ihre Daten zur Vertragserfüllung oder zur Durchführung vorvertraglicher Maßnahmen erforderlich, verarbeiten wir Ihre Daten auf Grundlage des Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO. Des Weiteren verarbeiten wir Ihre Daten, sofern diese zur Erfüllung einer rechtlichen Verpflichtung erforderlich sind auf Grundlage von Art. 6 Abs. 1 lit. c DSGVO. Die Datenverarbeitung kann ferner auf Grundlage unseres berechtigten Interesses nach Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO erfolgen. Über die jeweils im Einzelfall einschlägigen Rechtsgrundlagen wird in den folgenden Absätzen dieser Datenschutzerklärung informiert.
Empfänger von personenbezogenen Daten
Im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit arbeiten wir mit verschiedenen externen Stellen zusammen. Dabei ist teilweise auch eine Übermittlung von personenbezogenen Daten an diese externen Stellen erforderlich. Wir geben personenbezogene Daten nur dann an externe Stellen weiter, wenn dies im Rahmen einer Vertragserfüllung erforderlich ist, wenn wir gesetzlich hierzu verpflichtet sind (z. B. Weitergabe von Daten an Steuerbehörden), wenn wir ein berechtigtes Interesse nach Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO an der Weitergabe haben oder wenn eine sonstige Rechtsgrundlage die Datenweitergabe erlaubt. Beim Einsatz von Auftragsverarbeitern geben wir personenbezogene Daten unserer Kunden nur auf Grundlage eines gültigen Vertrags über Auftragsverarbeitung weiter. Im Falle einer gemeinsamen Verarbeitung wird ein Vertrag über gemeinsame Verarbeitung geschlossen.
Widerruf Ihrer Einwilligung zur Datenverarbeitung
Viele Datenverarbeitungsvorgänge sind nur mit Ihrer ausdrücklichen Einwilligung möglich. Sie können eine bereits erteilte Einwilligung jederzeit widerrufen. Die Rechtmäßigkeit der bis zum Widerruf erfolgten Datenverarbeitung bleibt vom Widerruf unberührt.
Widerspruchsrecht gegen die Datenerhebung in
besonderen Fällen sowie gegen Direktwerbung (Art. 21 DSGVO)
WENN DIE DATENVERARBEITUNG AUF GRUNDLAGE VON ART. 6 ABS. 1 LIT. E ODER F DSGVO ERFOLGT, HABEN SIE JEDERZEIT DAS RECHT, AUS GRÜNDEN, DIE SICH AUS IHRER BESONDEREN SITUATION ERGEBEN, GEGEN DIE VERARBEITUNG IHRER PERSONENBEZOGENEN DATEN WIDERSPRUCH EINZULEGEN; DIES GILT AUCH FÜR EIN AUF DIESE BESTIMMUNGEN GESTÜTZTES PROFILING. DIE JEWEILIGE RECHTSGRUNDLAGE, AUF DENEN EINE VERARBEITUNG BERUHT, ENTNEHMEN SIE DIESER DATENSCHUTZERKLÄRUNG. WENN SIE WIDERSPRUCH EINLEGEN, WERDEN WIR IHRE BETROFFENEN PERSONENBEZOGENEN DATEN NICHT MEHR VERARBEITEN, ES SEI DENN, WIR KÖNNEN ZWINGENDE SCHUTZWÜRDIGE GRÜNDE FÜR DIE VERARBEITUNG NACHWEISEN, DIE IHRE INTERESSEN, RECHTE UND FREIHEITEN ÜBERWIEGEN ODER DIE VERARBEITUNG DIENT DER GELTENDMACHUNG, AUSÜBUNG ODER VERTEIDIGUNG VON RECHTSANSPRÜCHEN (WIDERSPRUCH NACH ART. 21 ABS. 1 DSGVO).
WERDEN IHRE PERSONENBEZOGENEN DATEN VERARBEITET, UM DIREKTWERBUNG ZU BETREIBEN, SO HABEN SIE DAS RECHT, JEDERZEIT WIDERSPRUCH GEGEN DIE VERARBEITUNG SIE BETREFFENDER PERSONENBEZOGENER DATEN ZUM ZWECKE DERARTIGER WERBUNG EINZULEGEN; DIES GILT AUCH FÜR DAS PROFILING, SOWEIT ES MIT SOLCHER DIREKTWERBUNG IN VERBINDUNG STEHT. WENN SIE WIDERSPRECHEN, WERDEN IHRE PERSONENBEZOGENEN DATEN ANSCHLIESSEND NICHT MEHR ZUM ZWECKE DER DIREKTWERBUNG VERWENDET (WIDERSPRUCH NACH ART. 21 ABS. 2 DSGVO).
Beschwerderecht bei der zuständigen Aufsichtsbehörde
Im Falle von Verstößen gegen die DSGVO steht den Betroffenen ein Beschwerderecht bei einer Aufsichtsbehörde, insbesondere in dem Mitgliedstaat ihres gewöhnlichen Aufenthalts, ihres Arbeitsplatzes oder des Orts des mutmaßlichen Verstoßes zu. Das Beschwerderecht besteht unbeschadet anderweitiger verwaltungsrechtlicher oder gerichtlicher Rechtsbehelfe.
Recht auf Datenübertragbarkeit
Sie haben das Recht, Daten, die wir auf Grundlage Ihrer Einwilligung oder in Erfüllung eines Vertrags automatisiert verarbeiten, an sich oder an einen Dritten in einem gängigen, maschinenlesbaren Format aushändigen zu lassen. Sofern Sie die direkte Übertragung der Daten an einen anderen Verantwortlichen verlangen, erfolgt dies nur, soweit es technisch machbar ist.
Auskunft, Berichtigung und Löschung
Sie haben im Rahmen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen jederzeit das Recht auf unentgeltliche Auskunft über Ihre gespeicherten personenbezogenen Daten, deren Herkunft und Empfänger und den Zweck der Datenverarbeitung und ggf. ein Recht auf Berichtigung oder Löschung dieser Daten. Hierzu sowie zu weiteren Fragen zum Thema personenbezogene Daten können Sie sich jederzeit an uns wenden.
Recht auf Einschränkung der Verarbeitung
Sie haben das Recht, die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen. Hierzu können Sie sich jederzeit an uns wenden. Das Recht auf Einschränkung der Verarbeitung besteht in folgenden Fällen:
- Wenn Sie die Richtigkeit Ihrer bei uns gespeicherten personenbezogenen Daten bestreiten, benötigen wir in der Regel Zeit, um dies zu überprüfen. Für die Dauer der Prüfung haben Sie das Recht, die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen.
- Wenn die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten unrechtmäßig geschah/geschieht, können Sie statt der Löschung die Einschränkung der Datenverarbeitung verlangen.
- Wenn wir Ihre personenbezogenen Daten nicht mehr benötigen, Sie sie jedoch zur Ausübung, Verteidigung oder Geltendmachung von Rechtsansprüchen benötigen, haben Sie das Recht, statt der Löschung die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen.
- Wenn Sie einen Widerspruch nach Art. 21 Abs. 1 DSGVO eingelegt haben, muss eine Abwägung zwischen Ihren und unseren Interessen vorgenommen werden. Solange noch nicht feststeht, wessen Interessen überwiegen, haben Sie das Recht, die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen.
Wenn Sie die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten eingeschränkt haben, dürfen diese Daten – von ihrer Speicherung abgesehen – nur mit Ihrer Einwilligung oder zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen oder zum Schutz der Rechte einer anderen natürlichen oder juristischen Person oder aus Gründen eines wichtigen öffentlichen Interesses der Europäischen Union oder eines Mitgliedstaats verarbeitet werden.
Quelle: https://www.e-recht24.de